BERLIN ARTWEEK 15. – 20. September 2015

 

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Vom 15. bis 20. September fand in Berlin zum vierten Mal die Artweek statt. Die Kunstwerke, Deutsche Bank Kunsthalle und Berlinerische Galerie eröffneten am Dienstag die Artweek, gefolgt von der abc Gallery Night am Mittwoch auf der über hundert Berliner Galerien ihr Programm zeigten, bevor dann am Donnerstag die abc Kunstmesse ihre Tore öffnete. Zwischendrin gab es zahlreiche Parties und Events, und der Preis der Nationalgalerie wurde auch verliehen. Ich habe es während dieser Woche selten geschafft vor 16 Uhr aufzustehen und konnte deshalb nur einen kleinen Einblick ins Kunstleben gewinnen, aber die will ich dennoch gerne mit euch teilen.

Konzentriert studiert ein Besucher Florian Hecker´s Soundinstallation im Hamburger Bahnhof

 

Zunächst habe ich es in den Hamburger Bahnhof geschafft. Dort ist die Ausstellung „Preis der Nationalgalerie 2015“ zu sehen. Die Arbeiten der vier Nominierten Christian Falsnaes, Slavs and Tatars, Anne Imhof und Florian Hecker werden noch bis zum 17. Januar 2016 gezeigt.

„I want you to move you body!“ Eine Besucherin befolgt die Befehle – in Christian Falsnaes Performances geht es um Identität, Autorität und Unterwerfung

 

Nach Christian Falsnaes Mitmach-Performance genehmigte ich mir erstmal zwei Drinks. Daraufhin stolperte ich in Anne Imhofs Installation: Ein abgedunkelter Raum in dem es nach süßlicher Buttermilch roch, die in Betontrögen vor sich hin gärt. Darüber hingen schwarze Boxkissen. Die Malerei an den Wänden konnte ich nicht erkennen, es war zu dunkel. Ich war genauso ratlos wie die Schildkröten, die langsam am Boden umherkrabbelten und nach und nach behutsam aus dem Raum getragen wurden. Dabei wurde jedesmal eine Coladose geöffnet und das Zischen erfüllte kurz den Raum. Die Performer begannen daraufhin im Raum umherzulaufen, machten merkwürdige Bewegungen und riefen sich dabei Sprachfetzten zu. Der „Hang zur Dramatik“ sei „prägend für ihr Werk. Rituale, mystisch-modernes Körpertheater, Exotik interessieren sie“ heißt es in der Welt. Man soll sich einfühlen in eine „fremde und zugleich vertraute Welt aus undurchschaubaren Vorgängen. Der Betrachter soll sich Dinge vorstellen, die viel größer sind, als das was man sieht“  (Imhof)

 

Die rätselhafte Welt der Anne Imhof

 

Anne Imhof ist diesjährige Preisträgerin der Nationalgalerie

 

Später am Abend landetet ich aus unerfindlichen Gründen noch auf einen Drink im Ritz-Carlton. Dort liest der Herr neben mir an der Bar bei einem Whiskey Sour nachts um zwei einen Text über den „Kapitalismus in der Krise“.

 

Den nächsten Abend verbrachte ich in Weißensee, zwischen aufgetürmten Wurst-und Käsebergen. Dort gab es ein Artist Dinner anlässlich der NGORONGORO Ausstellung im Mai diesen Jahres. Die Künstler Jonas Burgert, Christian Achenbach, Zhivago Duncan, John Isaacs und David Nicholson kuratierten einen umfangreiche Ausstellung mit über hundert Künstlern und schufen fast eine Art Mini- Biennale mit beeindruckenden Arbeiten u.a. von Julian Rosefeldt, John Bock und Björn Melhus.

Artist Dinner in der Lehderstrasse

 

Julian Rosefeldt (Mitte) und zwei Freunde beim Artist Dinner

 

Die Initiatoren des Ngorongoro Spektakels: David Nicholson, Christian Achenbach, Zhivago Duncan und Jonas Burgert und ein Freund (von links)

 

Auch wenn niemand so richtig weiss, was die beiden eigentlich machen, sind sie überall gern gesehene Gäste: Eva und Adele sind mit dem Raumschiff angereist.

 

Der nächste Tag begann paradisisch…

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…am späten Nachmittag ging es zu den Ausstellungen. Von der schrulligen Ausstellung über Dollarnoten im VDB ..

 

…weiter in die Volksbühne. Dort inszenierten Paul und Damon McCarthy menschliche Abgründe in ihrer vierstündigen Installation „Rebel Dabble Babble Berlin“.

In diesem Haus ist alles möglich, vor allem ein amerikanischer Albtraum.

 

Wer danach noch nicht genug hat, kann sich bis 22.11.2015 die Paul McCarthy Ausstellung im Schinkel Pavillion ansehen (falls man ihn zwischen all den Baugerüsten überhaupt findet).

Paul McCarthy im Schinkel Pavillion

 

Von dort aus war es nur ein Katzensprung zur Kunsthalle der Deutschen Bank. Hier kuratierte Simon Njami die Ausstellung „Xenopolis“.

Laurence Bonvin aus der Serie „Blikkiesdorp“, 2009   

Kleine Utopien von Loris Cecchinis in der Ausstellung „Xenopolis“

 

Weiter ging es am Abend in die Auguststraße zur Ausstellung „Welcome to the Jungle“ in den Kunstwerken, die noch bis 15. November 2015 läuft.

Auf dem Weg zu den Kunstwerken entdeckte ich Skulpturen in Tarnfarbe.

 

Die Kunstwerke empfangen die Besucher mit der eindringlichen Leuchtschrift von Lidia Castro und Olafur Olafsson.

 

Beautiful Boredom – Marianne Vlaschits zeigt eine Arbeit im Untergrund der Kunstwerke

 

Endlich Drinks! Die Blau-Magazine Party findet in einem ehemaligen Stripclub statt.

 

Chris Rosa, Art Shootingstar und Meister des „Zombie Formalismus“ (Jerry Saltz) wird von einem Fan angesprungen

 

Trinkt so viel wie geht, denn es ist ja umsonst!

 

Und am nächsten Tag dann schnell detoxen in einer Gruppen-Yoga-Pilatis-Zumba-Jogging Klasse

 

Wenn  man völlig verkatert ist und dennoch Kunst sehen möchte, lohnt sich ein Besuch im ME Collector´s Room in der Auguststrasse. In Olbrichts dunkler Wunderkammer werden die Augen nicht überfordert, man kann sich hinter ausgestopften Giraffen verstecken, Skelette betrachten und den düsteren Gedanken nachhängen, die der Alkoholdepression verschuldet sind. Ausserdem läuft bis zum 10. April 2016 die durchaus sehenswerte Cindy Sherman Ausstellung.

ME Collectors Room

 

Georg Baselitz´Aquarell aus der Claudia Olbricht Collection

 

Olbrichts Wunderkammer

 

Schlaraffenland-Epos: Diter Rot´s freundliche Familie badet in Schokolade

 

Cindy Sherman im Me Collectors Room

 

Nachdem sich meine übermüdeten Augen beruhigt hatten, taumelte ich an Jörg Herolds beunruhigen Phantasien bei Eigen-Art vorbei zur König Galerie in Kreuzberg. In den imposanten Räumen von St.Agnes zeigte Camile Henrot ihre Installation „The Pale Fox“. In den Galerieräumen roch es schon nach Essen für das anstehende Numero Dinner.

Camille Henrot, König Galerie

 

Jörg Herold in der Galerie Eigen-Art

 

Die abc Gallery Night neigte sich schon bald dem Ende zu, und ich habe nur zwei Ausstellungen von hundert gesehen. Zum Glück schaffte ich es noch ins Autocenter zur Ausstellung „Crocodile“, kuratiert  von Jannis Varelas und Chris Rosa.

„Crocodile“ im Autocenter

 

Raymond Pettibon, no title (where´s the other), 1987

 

Hanna Putz, Working title, 2015

 

Chris Rosa, Untitled, 2015

 

Alexander Ruthner, Vision 01, 2015

 

Links:

 

Photos © Ulrike Theusner, 2015