Rückblick zur Berlin Artweek September 2017 Teil I

Vom 12. bis 16. September 2017 fand zum sechsten Mal die Berlin Artweek statt. Lange nachdem der berühmte Schriftsteller, Unternehmer und Kunstsachverständige Rafael Horzon seinen Society Report über die Berlin Artweek in einem bekannten Kunstmagazin veröffentlicht hat, bin auch ich endlich fertig geworden mit meinem bescheidenen Rückblick. Aus der Fülle an Bildern und Informationen der zahlreich dargebotenen Kunstwerke habe ich eine kleine Auswahl getroffen.

Alles beginnt an einem Mittwoch im Haus am Lützowplatz mit dem dramatischen Bildnis des Prometheus auf der Eröffnung von Thomas Feuerstein.

Thomas Feuerstein „Prometheus delivered“ – Ausstellung im Haus am Lützowplatz bis 19. November

 

Dort begegne ich einem interessant gekleideten Herren, der mir schon des Öfteren auffiel im Kunstgemenge. Ungehalten vor Neugierde ob seines exzentrischen Auftretens, frage ich ihn nach dem Grunde seiner Existenz und finde heraus: Er betreibt die Seite Kunstkontakter.

 

 

Während sich die Leute an den kryptischen Laboratorien des Thomas Feuerstein vorbeidrängeln …

 

 

… gehe ich weiter ins Östereichische Kulturforum zur Ausstellung Havekost meets Austria.

 

Malerei von Eberhardt Havekost

 

Aus Rita Nowak´s Fotoserie „Canamae“, 2016

 

Dort treffe ich zu meiner Freude auf meinen ehemaligen Professor Norbert W.Hinterberger.

 

 

Weiter zur Friedrichstraße. Bei Louis Vuitton ist auch eine Eröffnung: Time Capsule. Es wird die Historie der Louis Vuitton Taschen erklärt und auch, wie es zur geschmackvollen ARTBAG kam.

 

 

Ich staune vor allem über die Deutschlandflagge-Koffer-Anmal- Performance dieser konzentriert arbeitenden Dame …

 

 

…auch über die Blumendekoration.

 

 

Am meisten begeistern mich die hochmotivierten Selbstdarsteller vor dem Schriftzug des berühmten Taschenfabrikanten …

 

 

…der jedem, der davor steht, eine gewisse Wichtigkeit verleiht.  Eine ausgesprochen wirkame künstlerische Intervention, mit so einfachen Mitteln. Ich bin fasziniert: Alle wollen an dieser Wand stehen und um jeden Preis ein Foto haben.

 

 

Sogar die berühmte Veruschka, Antonioni´s  „Blow-Up“ Star und Stil-Ikone der 70er Jahre, entdecke ich in der Menge.

 

 

Man unterhält sich angeregt und hat Spaß …

 

Damen im Gespräch bei Louis Vuitton – Time Capsule

 

…gut gekleidet und exotisch.

Lillie Moors und Martin Eder auf der Zeit Magazin Party

 

Die Nächte sind lang und verlieren ihren Glanz mit zunehmender Stunde..

 

und mancheiner schläft direkt im Auto ein.

 

Aber zurück zur Kunst. Die Kunstmesse „Art Berlin“  ist dieses Jahr viel größer ausgefallen als die kuratierte Version letztes Jahr. In neuer Partnerschaft mit der Art Cologne hat die ehemalige abc Messe als Art Berlin unter Leitung von Maike Cruse ihr kommerzielles Antlitz zurück.

 

 

Nachdem ich die neuesten Arbeiten von Sebastian Burger gleich zu Beginn bei Galerie Tobias Naehring bestaunt …

 

Arbeit von Sebastian Burger

 

… und eine Weile begeistert in Sophie Reinhold´s hypnotisches Blau gestarrt habe …

 

Malerei von Sophie Reinhold bei Galerie Tobias Naehring

 

…ist mir, über die Messe schlendernd, nach wenigen Metern aufgefallen, dass die Monstera Deliciosa die Lieblingspflanze unter Künstlern ist. Sie begegnet mir in verschiedenster Weise:

 

Zuzanna Czebatul „Monstera Deliciosa II “ bei der Warschauer Galerie Piktogram

 

Haegeue Yang „Dry Spell at Villeperdue“, 2016 (Galerie Barbara Wien)

 

Malerei von Alexander Carver (Galerie Kraupa-Tuskany Zeidler)

 

Andreas Greiner „Dragonfly“, 2017 (Galerie Diettrich und Schlechtriem)

 

Andreas Greiner „Dragonfly“: Die Kamera-Drohne nimmt die staunenden Gesichter der Besucher auf und verzerrt ihr Abbild in psychodelische Visionen.

 

Auch Hände sind ein beliebtes Motiv. Neben Jonas Burgerts Handskulpturen und Martin Eders betenden Händen fielen mir diese Skulpturen auf:

 

Skulptur von Pauline M´Barek (Galerie Thomas Rehbein)

 

Zuzanna Czetabul „Spooning in Love and Anger I“ (bei Piktogram, Warschau)

 

Es gibt wenige Arbeiten, deren Bedeutung sich mir zunächst nicht erschließen mag …

 

Michael Kienzer „Ohne Titel“, 2012 (Galerie Elisabeth und Klaus Thoman)

 

…die aber hin und wieder einen spielerischen Witz in sich bergen,

 

Belu-Simion Fainaru „Black Sea“ (Galerie Plan B)

 

oder Mut zum Endzeit-Trash haben.

 

Rebecca Ackroyd bei Galerie Opdahl aus Stavanger

 

Es sind manchmal jene Werke, die eine Messe erst interessant machen und vergessen lassen, dass man sich auf dem glatten Kunstmarktparkett bewegt, auf dem man häufig bemüht ist, gutaussehende und unaufgeregte „Investmentcase“ – Kunstwerke und Designobjekte anzupreisen. Es geht hier viel mehr ums Auffallen und nicht ums Gefallen.

 

Detail aus John Bock´s Installation bei Galerie Sprueth Magers

 

 

John Bock´s begehbare Installation bei Galerie Sprueth Magers

 

Es gibt Kunst mit einem nostalgischen Wunderkammer-Touch…

 

Mark Dion (Galerie Nagler Draxler)

 

…mit Faszination für´s Exotische…

 

Martin Dammann „Greetings“, 2016 (Galerie Barbara Thumm)

 

oder politischem Anspruch.

Marcel Dzama bei Galerie Magnus Karlsson

 

Selja Kameric „Liberty“ bei Galerie Tanja Wagner

 

Rotzig….

Daniel Richter bei Galleri Bo Bjerggaard

 

…und minimal.

 

Fort „Eye to Eye“, 2016 bei Sies-Höke

 

Humorvoll…

 

Naneci Yurdagul (Galerie Sabine Knust)

 

oder erklärend.

Interessiert studiere ich die Erklärungsmodelle, die meistens nur der Künstler selber versteht. In der Arbeit von Warren Neidich (Galerie Barbara Seiler) hängt alles mit psychodelischen Drogen zusammen.

 

Ich entdecke Relikte der modernen Gesellschaft, wie dieses Tablettenarsenal,

 

Brian Eno´s lebensgroßes Pillenstilleben am Stand von Galerie Paul Stolper

 

…oder das zusammenklappbare James-Bond-Eß-Fernseh-Schlaf-und-Sitz-Zimmer.

MK Kaehne Koffer: Wohnung, Made in USSR, 2009-2016 bei Galelerie Michael Schultz

 

Am Stand von Galerie Michael Schultz entdecke ich auch den berühmten Rafael Horzon, der ebenso begeistert das Kunstwerk von MK Kaehne studiert.

 

Rafael Horzon vor einer Arbeit von Gilbert und George (Galerie Michael Schultz)

 

Wie ich ist er auf der Suche nach dem besten Kunstwerk.

Radierung von Otto Dix (Fischer Galerie)

 

 

Ein hochkonzentriertes Foto unserer Reflexion im Kunstwerk von Olaf Nicolai (Galerie Eigen-Art)

 

 

Immer schön anzusehen sind Frauenbildnisse …

Tom Wesselmann: Hedi sleeping, 1990 (Galerie Klaus Benden)

 

 

Am Stand von Galerie Soy Capitan

 

… und Kunst mit Metall.

 

Skulpturen von Alicja Kwade am Stand von König Galerie

 

 

Not Vital (Galerie Forsblom)

 

Skulptur von Otto Boll bei Galerie Dierking

 

Erstaunlich wenig Kitsch ist mir ins Auge gesprungen – und wenn, war er in seiner Sonderbarkeit auch wieder berührend.

 

Edmond Galerie

 

Eine Menge Malerei und Objektkunst war vertreten, jener Kunstrichtung entstammend, die nach der kurzen Blütezeit der „Crapstraction – Paintings“ (großformatige, oft schludrig produzierte Abstrakte Malerei) nun den Markt im Sturm erobert: Unangepaßte figurative Malerei, die sich in ihrer naiven Ästhetik hin und wieder bewußt unbeholfen gibt. Ich bin manchmal versucht, sie auch als „Neue Hässlichkeit“ zu bezeichnen.

 

Befremdliche Collagen in der Galerie Roberto Paradise

 

Sie sind schon früh mit ihrem eigenwilligen Werk aufgefallen: Documenta Künstlerin Miriam Cahn bei Galerie Meyer Riegger…

 

…und Amelie von Wulffen (Galerie Barbara Weiss)

 

auch Martin Disler „Untitled“, 1993 (Galerie Mehdi Chouakri)

 

Neu entdeckt habe ich Uwe Henneken: Emanation, 2017 (Houldsworth Gallery)

 

Trotz ihrer Unterschiedlichkeit verbindet diese Werke eine gewisse Nähe zur Art Brut. Es gibt etliche Parallelen zur sogenannten Outsider Art, obwohl diese Werke inzwischen Insider – Art sind.

 

Marcel Dzama bei Magnus Karlsson

 

Die Arbeiten beeindrucken durch ihre Eigenständigkeit. Sie wirken selten um Originalität bemüht und erzeugen bei mir weird feelings – seltsame Gefühle. Teilweise wirken die Arbeiten verstörend, befremdlich und alles andere als gefällig. Sie lassen mich nicht die Hoffnung verlieren, dass es am Ende doch um eins geht: um Kunst.

 

Kerstin Grimm „Such mich nicht“, 2017 (Galerie Michael Haas)

 

Malerei von Alice Neel bei Galerie Aurel Scheibler

 

Pierre Knop „The Alchimist“ (Setareh Galerie)

 

Minor Zownir Photographien erinnern an eine Zeit, als Berlin noch apokalyptisch war …

 

Miron Zownir, 1980  (Galerie Bene Taschen)

 

Zu meinen Favoriten der klassischen Moderne gehört Otto Dix.

 

Radierung von Otto Dix, 1922 (Galerie Fischer)

 

Die Zeichnungen von Laura Bruce …

 

Laura Bruce bei Alexander Ochs Private

 

… und Emily Sundblad sprechen mich auf besondere Weise an.

 

Emily Sundblad bei Galerie Neu

 

Am Stand der Galerie Bo Bjerggaard begegnet mir Magnus Resch mit seinem Buch „100 Secrets of the artworld“, das letztes Jahr bei Koenig Books erschienen ist.

 

Magnus Resch vor einem Werk von Tal R

 

Dort begegnet mir auch wieder der berühmte Rafael Horzon beim Fototermin.

 

 

Nach etlichen Stunden Kunstbetrachtung und all diesen interessanten Begegungen bin ich am Ende meiner Kräfte und verlasse diese überraschend kuratierte Art Berlin Kunstmesse, gespannt, was die Berliner Galerien zu bieten haben ( Artweek Berlin Teil II ) …