Rückblick zur Berlin Artweek September 2017 Teil I
Vom 12. bis 16. September 2017 fand zum sechsten Mal die Berlin Artweek statt. Lange nachdem der berühmte Schriftsteller, Unternehmer und Kunstsachverständige Rafael Horzon seinen Society Report über die Berlin Artweek in einem bekannten Kunstmagazin veröffentlicht hat, bin auch ich endlich fertig geworden mit meinem bescheidenen Rückblick. Aus der Fülle an Bildern und Informationen der zahlreich dargebotenen Kunstwerke habe ich eine kleine Auswahl getroffen.
Alles beginnt an einem Mittwoch im Haus am Lützowplatz mit dem dramatischen Bildnis des Prometheus auf der Eröffnung von Thomas Feuerstein.
Dort begegne ich einem interessant gekleideten Herren, der mir schon des Öfteren auffiel im Kunstgemenge. Ungehalten vor Neugierde ob seines exzentrischen Auftretens, frage ich ihn nach dem Grunde seiner Existenz und finde heraus: Er betreibt die Seite Kunstkontakter.
Während sich die Leute an den kryptischen Laboratorien des Thomas Feuerstein vorbeidrängeln …
… gehe ich weiter ins Östereichische Kulturforum zur Ausstellung Havekost meets Austria.
Dort treffe ich zu meiner Freude auf meinen ehemaligen Professor Norbert W.Hinterberger.
Weiter zur Friedrichstraße. Bei Louis Vuitton ist auch eine Eröffnung: Time Capsule. Es wird die Historie der Louis Vuitton Taschen erklärt und auch, wie es zur geschmackvollen ARTBAG kam.
Ich staune vor allem über die Deutschlandflagge-Koffer-Anmal- Performance dieser konzentriert arbeitenden Dame …
…auch über die Blumendekoration.
Am meisten begeistern mich die hochmotivierten Selbstdarsteller vor dem Schriftzug des berühmten Taschenfabrikanten …
…der jedem, der davor steht, eine gewisse Wichtigkeit verleiht. Eine ausgesprochen wirkame künstlerische Intervention, mit so einfachen Mitteln. Ich bin fasziniert: Alle wollen an dieser Wand stehen und um jeden Preis ein Foto haben.
Sogar die berühmte Veruschka, Antonioni´s „Blow-Up“ Star und Stil-Ikone der 70er Jahre, entdecke ich in der Menge.
Man unterhält sich angeregt und hat Spaß …
…gut gekleidet und exotisch.
Die Nächte sind lang und verlieren ihren Glanz mit zunehmender Stunde..
und mancheiner schläft direkt im Auto ein.
Aber zurück zur Kunst. Die Kunstmesse „Art Berlin“ ist dieses Jahr viel größer ausgefallen als die kuratierte Version letztes Jahr. In neuer Partnerschaft mit der Art Cologne hat die ehemalige abc Messe als Art Berlin unter Leitung von Maike Cruse ihr kommerzielles Antlitz zurück.
Nachdem ich die neuesten Arbeiten von Sebastian Burger gleich zu Beginn bei Galerie Tobias Naehring bestaunt …
… und eine Weile begeistert in Sophie Reinhold´s hypnotisches Blau gestarrt habe …
…ist mir, über die Messe schlendernd, nach wenigen Metern aufgefallen, dass die Monstera Deliciosa die Lieblingspflanze unter Künstlern ist. Sie begegnet mir in verschiedenster Weise:
Auch Hände sind ein beliebtes Motiv. Neben Jonas Burgerts Handskulpturen und Martin Eders betenden Händen fielen mir diese Skulpturen auf:
Es gibt wenige Arbeiten, deren Bedeutung sich mir zunächst nicht erschließen mag …
…die aber hin und wieder einen spielerischen Witz in sich bergen,
oder Mut zum Endzeit-Trash haben.
Es sind manchmal jene Werke, die eine Messe erst interessant machen und vergessen lassen, dass man sich auf dem glatten Kunstmarktparkett bewegt, auf dem man häufig bemüht ist, gutaussehende und unaufgeregte „Investmentcase“ – Kunstwerke und Designobjekte anzupreisen. Es geht hier viel mehr ums Auffallen und nicht ums Gefallen.
Es gibt Kunst mit einem nostalgischen Wunderkammer-Touch…
…mit Faszination für´s Exotische…
oder politischem Anspruch.
Rotzig….
…und minimal.
Humorvoll…
oder erklärend.
Ich entdecke Relikte der modernen Gesellschaft, wie dieses Tablettenarsenal,
…oder das zusammenklappbare James-Bond-Eß-Fernseh-Schlaf-und-Sitz-Zimmer.
Am Stand von Galerie Michael Schultz entdecke ich auch den berühmten Rafael Horzon, der ebenso begeistert das Kunstwerk von MK Kaehne studiert.
Wie ich ist er auf der Suche nach dem besten Kunstwerk.
Immer schön anzusehen sind Frauenbildnisse …
… und Kunst mit Metall.
Erstaunlich wenig Kitsch ist mir ins Auge gesprungen – und wenn, war er in seiner Sonderbarkeit auch wieder berührend.
Eine Menge Malerei und Objektkunst war vertreten, jener Kunstrichtung entstammend, die nach der kurzen Blütezeit der „Crapstraction – Paintings“ (großformatige, oft schludrig produzierte Abstrakte Malerei) nun den Markt im Sturm erobert: Unangepaßte figurative Malerei, die sich in ihrer naiven Ästhetik hin und wieder bewußt unbeholfen gibt. Ich bin manchmal versucht, sie auch als „Neue Hässlichkeit“ zu bezeichnen.
Trotz ihrer Unterschiedlichkeit verbindet diese Werke eine gewisse Nähe zur Art Brut. Es gibt etliche Parallelen zur sogenannten Outsider Art, obwohl diese Werke inzwischen Insider – Art sind.
Die Arbeiten beeindrucken durch ihre Eigenständigkeit. Sie wirken selten um Originalität bemüht und erzeugen bei mir weird feelings – seltsame Gefühle. Teilweise wirken die Arbeiten verstörend, befremdlich und alles andere als gefällig. Sie lassen mich nicht die Hoffnung verlieren, dass es am Ende doch um eins geht: um Kunst.
Minor Zownir Photographien erinnern an eine Zeit, als Berlin noch apokalyptisch war …
Zu meinen Favoriten der klassischen Moderne gehört Otto Dix.
Die Zeichnungen von Laura Bruce …
… und Emily Sundblad sprechen mich auf besondere Weise an.
Am Stand der Galerie Bo Bjerggaard begegnet mir Magnus Resch mit seinem Buch „100 Secrets of the artworld“, das letztes Jahr bei Koenig Books erschienen ist.
Dort begegnet mir auch wieder der berühmte Rafael Horzon beim Fototermin.
Nach etlichen Stunden Kunstbetrachtung und all diesen interessanten Begegungen bin ich am Ende meiner Kräfte und verlasse diese überraschend kuratierte Art Berlin Kunstmesse, gespannt, was die Berliner Galerien zu bieten haben ( Artweek Berlin Teil II ) …