„Land of Plenty“ Ausstellung Galerie Dukan Leipzig vom 8. Juli bis 10. September 2016

 LAND OF PLENTY

Am 8. Juli eröffnet in der Galerie Dukan Leipzig (Spinnereistrasse 7, Halle 18, Leipzig) meine Ausstellung „Land of Plenty“, bestehend aus einer Serie großformatiger Tuschezeichnungen. Vorab einige Details aus den Zeichnungen:

Bildschirmfoto 2016-07-07 um 10.51.24

Land of Plenty, Arrival of the Baby Conquerors, Part 1, Tusche auf Papier, 300 x 133cm, Detail, 2014 / 2016

Die in das vermeintlich paradiesisch anmutende Land strebenden Menschenkinder gleichen Porzellanfiguren aus der Zeit des Rokoko. In der unbändigen Natur wirken sie ungeschützt und zerbrechlich. Unwissenden Kindern gleich, sehen sie nur den naheliegenden Überfluss, der sich in den riesigen gebratenen Krabben und Schrimps als ein dekadentes Mahl präsentiert.

Land of Plenty, Arrival of the Baby Conquerors, Part 1, Tusche auf Papier, 300 x 133cm, Detail, 2014 / 2016

Diese freundlich naive, in Watte gepackte, pastellfarbene Generation scheint auf der Suche nach noch mehr Sorglosigkeit, nach einem Glück ohne Anstrengung, nach immer mehr „Fun“. Der Globus in ihrer Hand wirkt wie ein Ball, sie spielen mit einem Wissen, das sie nicht haben, obwohl nur ein Mausklick genügt, es sich anzueignen.

Land of Plenty, Arrival of the Baby Conquerors, Part 2, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

Eine Quelle sprudelt aus einem Brunnen, von der die Figur der Mickymaus herab leuchtet. Die Heterotopie des Disneyland hat seine Funktion verloren, die kleine Gruppe strömt weiter und entdeckt eine Mutation des Goldenen Kalbs. Dieses symbolisiert zementierte, kranke und mutierte Werte und warnt mit seinem Januskopf vor den Folgen falscher Wertvorstellungen. Die bereits leblosen, versteinerten Figuren, die um das Denkmal herum tanzen, jagen einem falschen Bild hinterher und werden nicht müde, ihre Götzen, die sie nicht wirklich begreifen, anzubeten. Sie gleichen der sie entdeckenden Gruppe der Menschen, die den Zugang zu sich selbst, zu ihrer Herkunft nicht suchen werden und sich von äußeren Eindrücken und Einflüssen leiten lassen, ohne zu bemerken, dass sie ihre Individualität dabei verloren haben.

Land of Plenty, Arrival of the Baby Conquerors, Part 3, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

 Sie streben weiter und werden im nächsten Bild von einem trommelnden, maskierten Engel empfangen: «Welcome to paradise». Es scheint, als trommle er alle zusammen, um sie den im Hinterfund stattfindenden Vergnügungen zuzuführen, die dort spiegelgleich, doppelt, austauschbar, parallel und inhaltslos stattfinden. Diese «schöne neue Welt» wird bewacht von goldenen Statuen, die wie verformte, missgebildete Homunkulusse wirken.

Land of Plenty, Welcome to Paradise, Part 4, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

Land of Plenty, Welcome to Paradise, Part 4, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

Die Menschenkinder bemerken nicht das Pferd mit seiner majestätischen Reiterin. Sie ist die Königin des Bildes, «Lady Death», und erinnert an die «Apokalyptischen Reiter». Sie ist die unumstrittene Herrscherin auch im Eldorado. Ihr vielsagendes, wissendes Lächeln wirkt dennoch nicht angst einflößend. – Sie kennt alles.

Land of Plenty, Welcome to Paradise, Part 5 – The Triumph of Lady Death, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

Nur ein Wesen versucht sich ängstlich vor ihr zu verbergen. Im Gestrüpp versteckt sich ein Hund. Er krallt sich in das Fleisch eines anderen Hundes. Beide sind nicht in der Lage, in ihrer Funktion als Seelenführer zu agieren. Denn diese Menschenkinder haben keinen Bezug mehr zu ihrer Seele und stolpern wie fremde, (de)generierte Wesen herum, die unfähig bleiben, gerecht zu urteilen oder nach Höherem zu streben als nach äußerem Reichtum, der die eigene Existenz im Schlaraffenland weiterhin sichert.

Land of Plenty, Welcome to Paradise, Part 6 – The Lovemonster, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

Die nächsten drei Bilder zeigen einen Affentanz. Die Symbolkraft des Affen ist sehr komplex. Auf den ersten Blick gleichen die tanzenden Figuren in ihrer mystischen Fähigkeit, weder etwas hören, sehen oder sagen zu wollen oder zu können, den Porzellanfigurinen. An die Kraft und Weisheit des im Hinduismus noch verehrten wohltätigen Affengottes Hanuman und die Fähigkeit, Seelen durch das Leben und den Tod zu führen, erinnert nichts. Diese Affen wirken wie verzerrte Fratzen, sind Abbilder unserer Selbst.

Land of Plenty, Affentanz, Part 7, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

Neugierig, frivol, lärmend, spielfreudig, nachäffend nutzen sie ihre gute Beweglichkeit nur, um auf einem fremden Herzen herumzutanzen, das Animalische wird ausgelebt, die Musiker werden zu Dienern ihrer Unterhaltung. Wenn der Teufel wie einst der von Michelangelo dargestellte Jesus in der sixtinischen Kapelle, die Seelen nach dem Urteil seiner Herrscherin „Lady Death“ für s e i n Eldorado ausgewählt hat, scheint sich jenes menschenbewohnte Paradies zu entvölkern. Übrig bleibt der ewige Tanz der Planeten über einem reichen Dschungel.

Land of Plenty, Part 10, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2016

Land of Plenty, Part 12, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

 

Die Zeichnungen sind bis zum 10. September in der Galerie Dukan Leipzig zu sehen. Ich freue mich, wenn ihr vorbeikommt!

LAND OF PLENTY

Land of Plenty, Part 8, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2016

A group of little children is entering the supposedly paradisiac Land of Plenty. They resemble porcelain figurines from the Rococo period — exposed and fragile with an irrepressible nature. Ignorant in their innocence as children are, they see only the obvious abundance of life presented as a decadent meal of huge fried prawn and shrimp. This friendly-naive, pastel generation, packed in cotton wool, feeds on a vulgar profusion of entertainment. They seek happiness without effort, for more and more «fun». One holds a globe that looks like a ball. They play with a knowledge they do not have, although it is just a click away.

Land of Plenty, Part 4, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

A spring gushes from a fountain decorated with the figure of Mickey Mouse. The Heterotopia of Disneyland has lost its function, and the small group continues to flow on. They discover a mutation of the Janus-faced Golden Calf, which symbolizes calcified, sick, mutated values and warns of their consequences. The already lifeless, petrified figures dance around a monument they do not really understand, chasing false ideals and worshiping their tin god tirelessly. Guided by external impressions and influences, they lose connection to their true selves and their origins. Without realizing it, they abandon their individuality in the meantime. They strive on and are received in the next frame by a drumming, masked angel: «Welcome to paradise». This «brave new world» is guarded by golden statues that look like malformed Homunculus. Nobody notices a horse with its majestic rider, «Lady Death». She is the Queen, recalling the «Apokalyptischen Reiter». The one undisputed ruler in the Land of Plenty, her eloquent, knowing smile looks benign. She knows everything. Only one being tries anxiously to hide from her. In the brush, a dog digs into the flesh of another dog. Both are unable to function in their role as spiritual leader, since the group of revelers do not inhabit their souls anymore. Unable to aim higher than external wealth, they assure their place in Cockaigne.

Land of Plenty, Part 4, Tusche auf Papier, 300 x 133 cm, Detail, 2014 / 2016

The next three frames show a monkey dance. At first glance, the dancing figures mirror the porcelain figures in their mystical ability not to see, hear or say anything. Nothing remains of the strength and wisdom of the still revered, charitable Hindu monkey God, “Hanuman”, with his ability to lead souls through life and death. These monkeys are distorted, grimacing, reflections of ourselves. Curious, frivolous, noisy, playful and aping, they dance on an alien heart, living the animalistic side. The musicians become servants to their amusement. Once the devil – as depicted by Michelangelo in the Sistine Chapel – has chosen the souls for his Land of plenty, paradise seem to depopulate. What remains is the eternal dance of planets over a rich jungle.

The Drawings will be shown at Dukan Gallery Leipzig until September 10th. Please come by and take a look!

Links:

Galerie Dukan – Ulrike Theusner, Land of Plenty

Jitter Magazin