Rückblick zur Berlin Artweek 13. – 18.September 2016

Zum fünften Mal fand im September die Berlin Artweek statt. Ich bin durch einige Ausstellungen gestreunt und habe einen Blick auf die abc Kunstmesse geworfen, die mit 73 Ausstellern deutlich kleiner ausfiel als im letzten Jahr, dafür erstaunlich museal mit starken Solo-Positionen kuratiert war. Statt auf übliches Kunstmesse-Kommerz-Gemetzel setzte man auf sperrige Kunst mit Inhalten. Hier ein kleiner Rückblick:

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Das Kino International glänzte im sozialistischen Charme und ludt zur Artweek Eröffnungsparty ein.

 

Vorher: Studiobesuch bei Alexander Iskin in Marienfelde..

 

…und Studionbesuch bei Andreas Golder in Weissensee.

 

Mit dem Artweek VIP Shuttle ging es zu den Galerie-Eröffnungen am Abend.

 

Die Erfahrung von „Ortlosigkeit und tief verwurzelter Einsamkeit“ verarbeiten Roger Ballen und Asger Carlsen in in ihren Foto- Mutationen – zu sehen bis zum 22. Oktober in der Galerie Dittrich&Schlechtriem.

 

Dystopische Orte erkundet Jörn Vanhöfen bei Kuckei&Kuckei

 

„Attract/Repel“ – Anziehung und Abstoßung. Laura Buckleys Installation im Eigen-Art Lab „erforscht die Idee einer emotionalen, psychologischen oder temperamentvollen Dualität“ (LAB)

 

Chiharu Shiotas gewaltige Installtion „Uncertain Journey“ bei Blain/Southern, Berlins geräumigster Galerie, sorgte in der Version „The Key in the Hand“ schon auf der 56. Venedig Biennale für Aufsehen.

 

Moritz Schleime zeigt in der Galerie Jarmuschek&Partner neue Arbeiten unter dem Titel „The Virgin Suicides“. Er „malt unsere Welt als Universum der Gegensätze, bei dem Schrilles und Lautes stets hautnah an Subtil-Emotionalen, an zarter Freude und tiefem Schmerz sind – oft mit einer Prise schwarzen Humor.“ (Galerietext)

 

Moritz Schleime vor seinem Werk „Im blauen Rauschen des Frühling“

 

Kühle Schönheit – Sterling Ruby´s Installation „The Jungle“ bei Sprüth-Magers

 

Die New Yorker Künstlerin Dana Schutz bei Contemporary Fine Arts.

 

„Waiting for the Barbarians“ – noch bis 29. Oktober kann man Malerei und Zeichnung von Dana Schutz bei CFA sehen…

 

…und sollte unbedingt hingehen! Hier posiert der Maler Jonas Burgert vor einem ihrer Gemälde.

 

Auch unbedingt sehenswert: Amelie von Wulffen´s unbhagliche Malerei – die Ausstellung „Der Tote im Sumpf“ ist bis zum 29. Oktober in der Galerie Barbara Weiss zu sehen .

 

Groteske Fremdartigkeit, psychotische Dämonen – „Ich versuche extreme, emotionale Dinge zu erzählen“ (Amelie von Wulffen)

 

Der Gasag- Kunstpreisträger Andreas Greiner präsentiert in der Berlinischen Galerie ein dinosauriergroßes Skelett eines Masthuhns – „Monument für die 308“ heisst die beenidruckende Skulptur, die in monatelanger Arbeit mithilfe eines 3D Druckers hergestellt wurde.

 

„Masthuhn Heinrich“ diente als Modell. Bis zum 6.Februar 2017 kann man die Ausstellung sehen.

 

Am Donnerstag besuchte ich die abc Messe – „art berlin contemporary“in der Luckenwalder Straße. Vor den Toren wurden die Besucher von einem charmanten Künstlerduo empfangen, das um Spenden zugunsten der eigenen Kunstkarriere bat.

 

Die Galerie Sperling zeigte Andrew Gilbert´s Bühneninstallation, die sich kritisch mit britischer Militär-und Kolonialgeschichte beschäftigt. Dabei spielt der Künstler „bewußt mit dem europäischen, von Klischees, Vorurteilen und romantischen Vorstellungen von Exotik getrübten Blick“…

 

Seine verstörenden Gewaltphantasien erinnern an den Art Brut Künstler Henry Darger und schildern die „Exzesse des Kolonialismus und die Absurdität von Krieg und Gewalt.“(Galerie Sperling)

 

„Guns“ -die aus verschiedenen Obkekten und Fundstücken zusammengebaute Schusswaffen des 1932 geborenen Künstlers André Robbilard sind Klassiker der Art Brut Kunst, gezeigt bei Delmes & Zander.

 

Malerei von Dirk Skreber am Stand der Galerie Luis Campana

 

„Unveränderung“ – Lügen und Interpretieren: Fabian Knecht zeigte mit der Galerie Alexander Levy eine Arbeit, bestehend aus 98 handgefertigten Thermometern, deren analoge Skalen fortlaufend so schleichend manipuliert wurden, dass sie trotz steigender Temeraturen immer den gleichen Wert anzeigen – ohne dass man einen Unterschied bemerkt. Die Arbeit bezieht sich auf das in der 2010 von der UN-Klimakonferenz beschlossene Ziel, die Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur auf 2 Grad Celsius zu beschränken – ein Ziel, das bereits heute schon als verfehlt gilt, so dass sich „Befürworter und Gegner der Zielsetzung gegenseitig der Lüge bezichtigen“ (Lukas Töpfer)

 

Skulpturale Environments von Ian Kiaer, Galerie Barbara Wien:“ Durch die Wiederverwendung von Abfallprodukten macht Kiaer Vorschläge, wie man Objekte im Raum wahrnehmen kann.“ Seine fragilen und fragmentarischen Objekte sind Modelle „die sich mit utopischen Ideen und Vorschlägen auseinandersetzen, wie die Welt anders wahrzunehmen, zu strukturieren und zu verbessern wäre.“

 

Darauf erstmal ´ne Wurst aus Erwin Wurms Wurstmobil, König Galerie.

 

Erwin Wurms tänzelnde Goldwurst mit Wurst-Erektion…

 

…auch lustig: Die Dame im Muschikleid.

 

Selbstverständlich treffe ich auch auf Eva und Adele. Was wäre die Kunstwelt nur ohne Charaktere wie sie – ein ernstes, graues Pflaster…

 

Eberhard Havekost bei Galerie Gebr. Lehmann

 

Die Künstlerin Hannah Hallermann mit Magnus Resch und Thomas Girst. Die beiden Herren brachten erst kürzlich ein Buch raus unter dem vielsagendem Titel „100 Secrets of the Artworld“ (Koenig Books London)

 

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Marcel Dzama „A Flower of Evil“ bei Sies&Hoeke

 

Die archaischen Skulpturen des 1996 verstorbenen Künstlers Martin Disler stammen aus der Gruppe “ Häutung und Tanz“ – “ Ich wollte den Menschen herbeitreten, ihn herbeiträumen, herbeisehnen, herbeitanzen, herbeisingen“ (Martin Disler)

 

Ein Hauch von Nichts – Juergen Staak, Galerie Konrad Fischer, zeigt in seinen Fotos das Dagewesene – frisch entfernte Anzeigenplakate.

 

Die Künstlerin Sophie Reinhol vor einer Arbeit von Markus Selg (Galerie Guido W. Baudach)

 

Wenn alles schiefgeht wird man eben Künstler – Fotografie von Lisl Ponger, Charim Galerie

 

Ein Art Brut Prachtwerk von Florian Baudrexel, Linn Lühn Galerie

 

Nach der abc-Messe ging es nach Charlottenburg zur Eröffnung „Bauhaus Made“ – Dort zeigte die Designerin Anne Gorke ihre Kollaborationen mit Absolventen der Bauhaus Universität Weimar: Christian Rothe, Ina Niehoff und meine Wenigkeit.

 

Ich hatte das Vergnügen, drei Sweater zu gestalten, u.a. dieses Exemplar mit einem Motiv aus der Serie „The Gasping Society“, die bald im Angermuseum Erfurt zu sehen sein wird.

 

Meister des Wortes – Thomas Girst und Rafael Horzon posieren für mich auf der Spike Magazine Party. Bonnuit – und bis zur nächsten Artweek!

 

 

Links

 

Anne Gorke

Berlin Artweek

abc Messe

 

© Photos Ulrike Theusner 2016